Der Blick aus meinem Hotelfenster ging auf das Weiße Haus Moskaus, Sitz des Parlaments. Die wirkliche Machtzentrale befindet sich jedoch im Großen Kremlpalast. Früher Sitz der Zarenfamilie, dienen die Räume heute in erster Linie vorallem dazu bei Pressekonferenzen mit dem Präsidenten mächtig Eindruck zu machen.
Ich zumindest war sehr beeindruckt, als ich in den Alexandrowskij-Saal kam, denn der scheint komplett aus goldenen Ornamenten zu bestehen. Im Licht der vielen Kamerascheinwerfer war ich völlig geblendet von so viel Gold.
Vielleicht sollte damit auch ein gutes Licht auf den Kreml geworfen werden. Der Mann des Hauses, Präsident Putin, wirkte nämlich trotz oder wegen des vielen Glanzes sehr blass. Gerüchte über eine ernsthafte Erkrankung machten die Runde, offiziell jedoch bleibt man in Russland bei der Muskelüberdehnung durch Segelfliegen mit Kranichen. Ganz ehrlich: mit der Hautfarbe wird Putin den Gerüchten nicht entgegenwirken können. Sein Auftreten trug ein Übriges dazu bei. Der Präsident wirkte eher gelangweilt, einige markige Sprüche sollten das Mindestmaß an Aufmerksamkeit zeigen, die meiste Zeit wirkte er aber eher so, als würde er auf das Ende der Veranstaltung hoffen.
Im Gegensatz dazu trat Merkel äußerst charmant auf, ließ sich auch von den vielen russischen Fragestellern nicht aus der Ruhe bringen und sprach – ein kleines Wunder – direkt alle Themen an, die den Deutschen auf den Herzen liegen. Pussy Riots, NGO-Gesetzgebung, Visa-Frage – die Kanzlerin ging souverän auf Kritik ein, blieb immer höflich und schaffte es ganz nebenbei noch das Publikum zum Lachen zu bringen.
Anbei einige Ausschnitte aus der Pressekonferenz vom offiziellen Abschlussplenum des Petersburger Dialogs – die Tonqualität ist suboptimal, aber auch ein Raum im Kreml kann eben nicht perfekt sein.
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